Freitag, 17. Juli 2009

Vogelfutter

Am Mittwochabend hatte ich Frauenabend. Das heisst, alle paar Wochen gehen wir Arbeitskolleginnen zusammen essen oder treffen uns bei jemandem zuhause. Dieses Mal hat M. in einem italienischen Restaurant für uns einen Tisch reserviert. Die Terrasse war proppenvoll - kein Wunder: Ferienzeit und wunderbares Wetter!
Nach kurzer Zeit wurde auch der Tisch neben dem unseren durch englischsprechende Touristen besetzt. Ein jüngeres Paar mit Kind (noch kein Jahr alt) und ihrer Mutter. Das Kind sass im Buggy und wurde mit Brotstücken "ruhiggestellt". Jedes Mal wenn die Kleine auch nur einen Pieps machte, reichte die Mutter ein Stück Brot runter. Die Kleine spielte damit und warf es dann auf den Boden. Den ganzen Abend lief das so. Keine(r) hatte Zeit sich mit der Kleinen auch nur einen kurzen Augenblick abzugeben. Es hatte den Anschein, als wäre das Kind ein Anhängsel. Wenn sie es im Hotel hätten lassen können - ich glaube sie hätten es gemacht...
Dann kam endlich das Essen. Just in dem Moment fing das Mädchen an richtig zu quengeln. Keiner von ihnen konnte das Essen richtig geniessen, sie wechselten sich gegenseitig ab mit Wagen schieben, in der Hoffnung das Mädchen schlafe vielleicht ein. Als dann alle gestaffelt gegessen hatten (hihi! *schadenfreude*) verliessen sie das Restaurant.
Aber es wäre keinem von ihnen in den Sinn gekommen die Kleine auch nur mal auf den Schoss zu nehmen. Sie hatten auch kein Büchlein oder Spielzeug oder Plüschtier dabei - nichts! Nur mit Brotstücken durfte sie spielen. Und dieses endete dann als Vogelfutter.
Schade hatte ich die Kamera nicht dabei!
Sagt man seinen Kindern nicht: mit dem Essen wird nicht gespielt? Habe ich etwas nicht verstanden?!

6 Kommentare:

  1. Das was Du beobachtet hast, ist leider kein Einzelfall. Oftmals habe ich das Gefühl, dass die Menschen oberflächlicher werden, keine Verantwortung mehr haben wollen, einfach nur noch vor sich hinleben... nebeneinander her, nicht mehr miteinander, keine Ahnung. Manchmal erschreckt mich das. Und dann sehe ich wieder Familien wie Euch und das Herz geht mir auf vor Freude, denn ich weiss, dass alles gut wird, solange es noch solche Menschen wie Euch gibt... Alles Liebe, Kessi :-)

    AntwortenLöschen
  2. da geht es mir genau wie dir, mit Essen spielt man nicht. welch armes Kind, tut mir richtig leid.....

    AntwortenLöschen
  3. Ich hab gestern in der U-Bahn sitzend ein kleines schwarzafrikanisches Mädchen auf dem Schoß gehabt, weil die Mama nochmal vor zum Kinderwagen musste. Die Mutter setzte mir das Kind einfach hin und sagte irgendwas auf Französisch, dass ich nicht verstand. Die Kleine (vielleicht zwei Jahre alt) und ich (unwesentlich älter *g*) haben uns nur verwirrt angeschaut.

    Eltern gibt's... *kopfschüttel*

    AntwortenLöschen
  4. Ja, da frag ich mich manchmal wirklich auch, wenn ich bedenke wie ich mit meinen Kindern umgegenangen bin. Ich hab sie auch überall mit hingenommen aber sowas wär bei mir nie in Frage gekommen. Ich hatte meine immer auf dem Schoss oder sie hatten eben was zu spielen mit. Wenn wir auswärts waren schnitt Schatzi mir das Essen einfach vor *lach* Damit ich in ruhe mit einer Hand essen konnte und es gab nie ein Gejammer oder Geschrei oder Gequängel. Und je nach dem, was es gab durften sie ja auch etwas mit priebieren *gg*

    Ist schon traurig wenn ein Kind nur als lästige Beigabe empfunden wird...

    AntwortenLöschen
  5. Und dabei wäre es so einfach: Das kleine Mäuslein in die Luft heben, vielleicht nur anlächeln, mit ihm eine kleine Terrassenrunde drehen, Bilderbüchle zeigen...
    Schlimm, wenn diese wichtige (Ver)Bindung nicht besteht...

    AntwortenLöschen
  6. Ja, zum grossen Glück sind wir "Kinderfreundlicher" gesteuert.....!!!!
    Für uns immer wieder schön zu sehen, wie unsere junge Familie sich mit klein Prinz abgibt und halt auch lernt zu verzichten....oder halt ganz einfach
    Ätti und Momi habt ihr Zeit :-) ????? Schönes Wochenende wenn auch ein verregnetes!

    AntwortenLöschen